Kathrin Zimmermann | 13. Juni 2023

Interview mit RBL-Frauen Coach Şaban Uzun

Şaban Uzun ist seit Juni 2022 Cheftrainer der RBL-Frauen und hat in dieser kurzen Zeit bereits beachtliche Erfolge erzielt. In dieser Saison erreichten die RBL-Frauen das Halbfinale des DFB-Pokals und konnten erstmals in die Bundesliga aufsteigen! In diesem Interview blicken wir mit Şaban Uzun auf diese äußerst erfolgreiche Saison zurück und wagen einen ersten Ausblick auf die kommende Spielzeit.

 

Das Frauenteam von RB Leipzig ist erstmals in die Bundesliga aufgestiegen, jetzt ist erstmal Sommerpause angesagt, bevor es wieder los geht. Wie genießen Sie die fußballfreie Zeit, Herr Uzun?

Bevor es in die Sommerpause ging, stand zunächst noch eine Saisonnachbereitung an. Aktuell bin ich noch eine Woche auf einer internationalen Trainerfortbildung in Eindhoven, bevor es dann in den Urlaub geht, um die Akkus aufzuladen.

 

Sie hatten die Mannschaft erst vor ca. einem Jahr übernommen. Hätten Sie gedacht, dass sich der Erfolg so schnell einstellt?

Ich habe daran geglaubt, dass wir durch gute Arbeit, die Mannschaft auf das nächste Level bringen und die Ziele des Vereins erreichen können. Dass wir dann gleich so eine Saison spielen, erfordert viel von den Spielerinnen, dem Staff und gehören viele Faktoren dazu.

 

Wenn es wieder los geht, steht die erste Bundesliga-Vorbereitung an, inwieweit wird diese Vorbereitung anders als letztes Jahr sein und auf welche Bereiche möchten Sie während der Vorbereitung den Fokus legen?

Generell läuft die Vorbereitung von der Struktur ligaunabhängig ähnlich ab. Der Fokus wird darauf liegen, ein Team zu entwickeln, das im Angriffs- und Ballgewinnspiel miteinander harmoniert, so dass die Spielerinnen gute Entscheidungen treffen und ausführen können. Dafür werden wir die Spielerinnen in Situationen bringen, in der sie mit weniger Raum und Zeit agieren müssen, und daraus eine höhere Aktionsgeschwindigkeit entwickeln.

 

Die Männermannschaft von RB Leipzig hat sich schon kurz nach dem Aufstieg in die Bundesliga auch in der höchsten deutschen Spielklasse zu einem Spitzenteam entwickelt. Sehen Sie im Frauenfußball ähnliches Potential?

Der Sprung in die Bundesliga im Frauenfußball ist nochmal ein ganz anderer. Daher haben es die Aufsteiger aufgrund des Leistungssprunges in der Regel mit dem Klassenerhalt zu tun. Wir sind gerade erst aufgestiegen und wollen uns allmählich in der höchsten Spielklasse etablieren. Das Potential für mehr ist definitiv vorhanden, muss allerdings nachhaltig entwickelt werden. Für die weiteren Schritte, die dann folgen können wird definitiv länger Zeit in Anspruch genommen werden müssen als bei unseren Kollegen.

 

Als damals jüngster Trainer haben Sie in Ihrer Laufbahn bereits den VfL Sindelfingen in der Frauen-Bundesliga betreut. Wie sehr hat Sie diese Zeit geprägt?

Die Zeit in Sindelfingen hat mich sehr geprägt. Ich konnte meine Ideen ohne Druck ausprobieren, dabei auch Fehler machen und daraus viel lernen. Es war ein sehr gutes Umfeld für mich als junger Trainer, um mich weiterzuentwickeln.

 

Was schätzen Sie daran, als Trainer im Frauenfußball tätig zu sein?

Die Tätigkeit hat mich definitiv geprägt. Spielerinnen sind auf Zack und möchten überzeugt werden. Du kriegst direkt gespiegelt, was Sache ist. Als Trainer musst du dich ständig reflektieren, Antworten parat haben und begründen können. Um aus 25 Spielerinnen ein Team zu formen, sind definitiv Führungsqualitäten gefragt.

Es gibt keine bessere Trainerausbildung!

 

Wie sehen Ihre persönlichen Wünsche für die neue Spielzeit aus?

Mit der Mannschaft die nächste Stufe erreichen, uns dabei von möglichen Rückschlägen nicht aufhalten lassen und weiterhin neue Fans für uns begeistern.

 

Die Fußball-Weltmeisterschaft der Frauen findet vom 20. Juli bis zum 20. August in Australien und Neuseeland statt. Wer die Spiele übertragen wird, ist allerdings nach wie vor ungeklärt. Der Fußball-Weltverband FIFA hat die Übertragungsrechte noch nicht vergeben. Blicken Sie mit einem lachenden oder weinenden Auge zur Frauen-WM und warum?

Beides. Die aktuelle Diskussion um die Übertragungsrechte zeigt in welche Richtung sich der Frauenfußball zwar einerseits schon entwickelt hat, doch auch noch einige Steine auf dem Weg liegen, die bei Seite geräumt werden müssen. Theoretisch müssten wir die beste WM aller Zeiten erleben, doch da bin ich zwiegespalten. Ehrlich gesagt erwarte ich qualitativ leider nicht viel, da einige Topspielerinnen verletzt ausfallen oder noch fraglich sind. Lasse mich allerdings gerne überraschen. Wäre schön, wenn unsere Mädels den Erfolg des letzten Turniers bestätigen!

 

Steckbrief Şaban Uzun:
Geboren: 14. Mai 1987 in Tübingen
Verein: RB Leipzig
Trainerlizenz: UEFA A-Lizenz
Erfolge: DFB-Pokal-Halbfinale der Frauen, Aufstieg in die Frauen-Bundesliga